Brauchtum und Arbeitsabläufe
Der Jänner begann mit einem alten christlichen Brauch, dem Sternsingen. Am 6. Jänner – Epiphanie – zogen die Heiligen drei Könige durch das Dorf und baten um milde Gaben für Bedürftige in fernen Ländern. Dies ist einer der wenigen Bräuche, die sich bis heute erhalten haben.
Im Winter war naturgemäß weniger Arbeit in der Landwirtschaft, die ja der Haupterwerbszweig der Bevölkerung war, und man hatte auch einmal Zeit, ans Vergnügen zu denken. Ein wichtiger Programmpunkt im Jahr war der Feuerwehrball, der immer im Jänner abgehalten wurde. Sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen gab es einen Maskenball, bei dem Jung und Alt den Wunsch nach Verkleidung ausleben durfte. Es war durchaus auch üblich, dass die Kinder maskiert von Haus zu Haus zogen und Süßigkeiten oder kleine Geldgeschenke bekamen – vermutlich ein Vorläufer von „Halloween“. Einige Jahre wurden hier bei uns von den jungen Frauen auch Faschingsumzüge veranstaltet, die immer unter einem anderen Motto standen und großen Zuspruch fanden. Vor vielen Jahren gab es sogar Theateraufführungen in Mannsdorf. Unter der Regie von Kaplan Nitzlader wurden hochdramatische Werke aufgeführt, ein Star dieser Theaterabende war unbestritten Herr Josef Köpfel. Später wurde diese Tradition von der Katholischen Jugend in Orth weitergeführt, angeblich waren auch jene Veranstaltungen äußerst beliebt und gut besucht
Natürlich musste aber schon auch gearbeitet werden. Tagsüber waren die Männer in der Au und machten Holz oder Bürdel (das sind die dünnen Äste, die zusammengebunden und zum Unterzünden verwendet wurden, man schichtete sie in Stößen auf – Bürdeltristen). Wenn die Donau zugefroren war, wurde Eis für die Eisgrube gehackt und auf dem sog. Eisweg ins Dorf und in die beiden Gasthäuser gebracht. Die Bauern, die beim Eisführen geholfen hatten, durften ihre Fleischschaffeln in die Eisgrube stellen. Später wurde dann eine große Tiefkühlanlage angeschafft und im Milchhaus aufgestellt. Jeder hatte sein eigenes Fach, sodass keine Streitereien entstanden. Auch die erste Waschmaschine wurde im Milchhaus aufgestellt und zur allgemeinen Verfügung gehalten. Die Frauen saßen im Winter beim Federnschleissen und beim Nussaufschlagen beisammen. Nicht nur jeder Federkiel wurde an diesen Abenden in die Hand genommen, auch jeder Dorfbewohner wurde nach allen Regeln der Kunst durch den Kakao gezogen. Besonders beliebt war das Kukuruzrebeln, angeblich gab es viele schöne Bräuche im Zusammenhang mit dieser Beschäftigung.
Im März begann dann schon wieder die Feldarbeit. Früher wurde mit Ochsen oder Pferden gepflügt und angebaut, als dann die ersten Traktoren kamen, war das eine kleine Sensation. Die Anschaffung eines Traktors musste vom Bürgermeister befürwortet werden, ansonsten war es nichts mit der Arbeitserleichterung!
Die Osterfeiertage fanden für Mannsdorf in der Orther Kirche statt, nur der Kreuzweg am Karfreitag hat hier eine alte Tradition. Ebenso ist es mit den Ratschenkindern, die zwar immer weniger werden, aber noch brav jedes Jahr die Karwoche anzeigen. Früher durften nur Buben ratschen gehen, für die war es ein besonderes Abenteuer, weil sie meist auch die Nacht gemeinsam verbrachten, heute ist das Ratschen ohne Mädchenbeteiligung undenkbar.
Am Tag vor dem 1. Mai wurde und wird der Maibaum aufgestellt. Früher bekam der Bürgermeister einen Maibaum, dann einige verdiente Männer und schließlich einigte man sich auf den Platz vor dem Wirtshaus. Dieser Brauch bereitete den Burschen einige schlaflose Nächte, denn zuerst musste man den Maibaum holen, dann musste man ihn zurichten und wenn er aufgestellt war, musste man ihn bewachen, damit er nicht gestohlen wurde. Natürlich hatte auch derjenige, dem der Baum aufgestellt wurde, seine Pflichten: er musste die Burschen mit einer Geldsumme belohnen.
Ja, der Mai, der brachte uns …
(mehr dazu lesen sie in unserem Buch „Die Chronik von Mannsdorf“, erhältlich am Gemeindeamt oder beim Dorferneuerungsverein Mannsdorf <h.b.mayer@aon.at>)